Silicon Wadi vor Europas Toren - Teil B
Silicon Wadi vor Europas Toren - Teil BNutzt die deutsche Wirtschaft den Innovationsstandort Israel zu genüge?Dabei hatten sie sehr bescheiden begonnen.
1960, 5 Jahre vor Aufnahme der diplomatischen
Beziehungen, lag das Handelsvolumen bei wenigerals 100 Mio. USD, 2006 erreichte es erstaunliche 4,96 Mrd., eine kontinuierliche Steigerung um jährlich 9% über 45 Jahre.Seit 2003 gehört Israel zu Deutschlands größten Handelspartnernin der gesamten MENA-Region. Gemessen an der Bevölkerungszahl von 7,1 Millionen liegt es als Handelspartner sogar noch vor den USA und Japan. Israel exportiert für1,75 Mrd. USD in die Bundesrepublik und importiert im Gegenwert von über 3,2 Mrd.

Deutschland ist schon seit Jahren Israels zweitwichtigster
Handelspartner nach den USA Machten in den 60er Jahren
landwirtschaftliche Produkte  fast 90% der israelischen Exporte
nach Deutschland aus, waren es 2006 mit 100 Mio. USD weniger als 6%. Mittler-weile
besteht der Großteil israelischer Ausfuhren nach Deutschlandaus Hochtechnologieprodukten der Sparten Maschinen, Elektronik, Optik, Mess- und Medizintechnik (884 Mio. USD). Chemische Produkte, Kunststoffe und Textilien schlagenmit insgesamt 397 Mio. USD zu Buch. Die Gesamtexporte nach Deutschland nahmen 2006 im Vergleich zum Vorjahr um stattliche 30% zu.  Die israelischen Importe aus Deutschland bestanden zu 34% aus Maschinen und elektrischen Geräten (1.08 Mrd. USD.), 16% chemischen Erzeugnissen (511 Mio. USD.), 16% Transportmittel
 (501 Mio. USD.), 8% Optik, Mess- und Medizintechnik (257 Mio. USD.),
 6% Kunststofferzeugnissen und 1 % Agrarprodukten. Auch die Importe aus Deutschland zogen 2006 um 10,7% an. Was israelische Beobachter der bilateralen Wirtschaftsbeziehungennach wie vor beklagen, ist das große Außenhandelsdefizit zu Israels Ungunsten. Traditionell standen Import und Export in einem Verhältnis von 2 zu 1, doch im Jahre 2000, dem besten Jahr für die Wirtschaft des Landes seit Staatsgründung, schien sich die Schere endlich zu schließen. Der Ausbruch der Intifada, in Verbindung mit der weltwirtschaftlichen Flaute im Hightechgeschäft, setzten der israelischen Exportwirtschaft jedoch sehr zu und beendete die Hoffnung auf eine ausgeglichenere Handelsbilanz mit Deutschland: nur 35% des Gesamtvolumens entspringen 2006 den israelischen Exporten, 65% den Importen aus Deutschland. Mittelfristig kann aber mit einer Verbesserung des Verhältnisses auf 3 zu 2 gerechnet werden. Israels Wirtschaftswachstumerreichte 2006 satte 5%, die Exporte legten um 8,6% zu und die Hightechbranche, seit Anfang der 90er Jahre IsraelsWachstumsmotor, ist weltweit wieder im Aufwind. Bei einer positiven Entwicklung im politischen Prozess kann man also von einem stärkeren Anstieg des Exports als des Imports ausgehen. Träger einer solchen Entwicklung werden sicher die Informations- und Kommuni-kationsbranchen sein, aberauch die Biotechnologie, Pharmazeutik,
neue Materialien und die Medizintechnik.
 Mit der Osterweiterung der EU ist Deutschland noch mehr zum Zentrum Europas geworden und rückt weiter ins Blickfeld israelischer Unternehmen. Die Gemeinschaft war schon vor dem Mai 2004 bedeutendste Handelsregion Israels und konnte nach der Erweiterung ihren Vorsprung weiter ausbauen. Dementsprechend suchen israelische Unternehmer nach dem richtigen Standort fürdie Versorgung dieses Marktes. Wenn es um Logistik-Backbones geht, um Vertriebs- und Marketingpartner, fällt die Entscheidung immer häufiger auf Deutschland.

Rede von Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik
Israfocus

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